ARTigo ist ein Citizen-Science-Projekt, das am Institut für Kunstgeschichte und am Institut für Informatik der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelt wurde. Seit 2010 ermöglicht es die spielerische Verschlagwortung von Kunstwerken und demokratisiert so den Zugang zu einem traditionell elitären Feld. Durch die Nutzung kollektiven Wissens schöpft das Projekt aus der „Weisheit der Vielen“ und zeigt, dass kulturelles Erbe nicht nur das Produkt von Fachkundigen, sondern auch das Ergebnis alltäglicher menschlicher Aktivitäten ist.
Die Plattform ist als interaktive Webanwendung konzipiert, die sogenannte Games With a Purpose vorhält: Zwei anonym bleibenden Spieler*innen wird zeitgleich dasselbe Bild präsentiert. Sie werden nun motiviert, innerhalb einer vorgegebenen Zeit durch visuelle oder textliche Annotationen, sogenannte Tags, miteinander zu kommunizieren. Diese Tags können frei gewählt werden, das Bild beschreiben oder Emotionen und Assoziationen vermitteln. Ziel ist es, durch übereinstimmende Tags möglichst viele Punkte zu sammeln. Die Spieloberfläche besteht im Wesentlichen aus zwei Elementen: dem zu annotierenden Bild und einer Eingabemaske. Die Tags des*r Mitspielers*in erscheinen in einer Chatbot-ähnlichen Simulation, wobei nicht übereinstimmende Einträge zunächst unkenntlich gemacht werden.
Durch die Wiederverwendung von Tags aus früheren Runden wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt, auch wenn keine Mitspieler*innen online sind. Am Ende jeder Spielsitzung werden die zuvor getaggten Kunstwerke mit ihren Metadaten angezeigt. Dies verbessert das Spielerlebnis und soll den Spieler*innen helfen, sich besser an die konzeptuellen Details der Kunstwerke zu erinnern, mit denen sie interagiert haben. Das hochgradig modulare System von ARTigo ermöglicht eine einfache Personalisierung der Spiele und stellt sicher, dass die Plattform an sich ändernde Bedürfnisse angepasst werden kann. Dadurch wird ARTigo zu einem vielseitigen Werkzeug für die Kunstvermittlung: Die Möglichkeit zur Personalisierung fördert die Kreativität und führt zu einer dynamischeren und vielfältigeren Gemeinschaft von Nutzer*innen. Diese virtuelle Erfahrung kann in einen persönlichen Museums- oder Archivbesuch übertragen werden.
Zur Website: https://www.artigo.org/de