Edit-a-thon “Kulturerbe auf Reisen”

Kulturerbeeinrichtungen enthalten eine Vielzahl von Objekten, Dokumenten, Kunstwerken, Naturalien und vieles mehr. Obwohl enorme Mengen an Sammlungsobjekten digitalisiert wurden, gibt es nach wie vor Hindernisse für ihre Entdeckung und Erforschung, was bedeutet, dass das volle Potenzial der digitalisierten Sammlungen für die Forschung, den Zugang und die wissenschaftliche Erforschung ungenutzt bleibt. In unserem Edit-a-thon wollen wir daher beispielhaft anhand von Sammlungsdaten der ehemaligen Kunstkammer der Herzöge und Herzoginnen von Württemberg zeigen, wie sich in Wikidata Sammlungsobjekte innerhalb und zwischen verschiedenen Sammlungen, ihre Aufenthaltsorte, Sammler*innen und Publikationen verknüpfen und explorativ in einem Wissensgraphen visualisieren lassen. Ein Wissensgraph zeigt dabei die vielen unterschiedlichen Verbindungspunkte, die zu einem Objekt bestehen. Durch die Darstellung von Verbindungen als Striche entsteht ein großes Spinnennetz, das eben als Graph bezeichnet wird.

Edit-WAS?

Ein Edit-a-thon ist eine Mischung aus “Edit” (bearbeiten) und “Marathon”, oder anders gesagt: gemeinsam bearbeiten Menschen in einem vorgegebenen Rahmen Inhalte und Themen. Besonders beliebt ist dieses Format für die gemeinsame Erstellung und Überarbeitung von Inhalten in der Wikipedia.

Wikidata

Wikidata ist noch nicht so bekannt wie die freie Enzyklopädie Wikipedia und andere Wikimedia-Projekte, hat aber als freie und offene Wissensdatenbank eine wichtige Aufgabe: hier werden Informationen aus vielen anderen Wikimedia-Projekten verknüpft und gespeichert. Der Vorteil von Wikidata liegt darin, dass die Daten sowohl von Menschen als auch von Maschinen gelesen und bearbeitet werden können und sprachübergreifend genutzt werden können. Bei Wikidata handelt es sich um eine sogenannte Graphdatenbank, also einen Knowledge Graph (Wissensgraph). Informationen lassen sich darin strukturiert darstellen und geben einen umfassenden und vernetzten Überblick über bestimmte Bereiche. 

Wikidata in der Linked Open Data Cloud von Thomas Shafee, CC BY

Zudem werden die Datensätze auch vollumfänglich als “Linked Open Data” nach FAIR-Prinzipien veröffentlicht.  Das ermöglicht es, die Nachnutzbarkeit der Daten nicht nur in Wikimedia-Projekten, sondern auch im Semantic Web zu erhöhen.

Wikimedia Projekte sind ein Türöffner zum Kulturerbe. Bei den meist besuchten Websites in Deutschland liegen die Wikimedia-Projekte auf Platz 7. Es lohnt sich also, Wissensinhalte genau dort zu teilen, da die Daten nachhaltig verfügbar sind, weitergenutzt werden können und dadurch den Bekanntheitsgrad der Kulturerbeeinrichtungen erhöhen.

Die Kunstkammer als Knowledge Graph

Thematischer Rahmen des Edit-a-thons sind vor allem Objekte mit einer vielfältigen Provenienzgeschichte. Der Edit-a-thon steht daher unter dem Motto “Objekte auf Reisen”. 

Das Thema ist absichtlich sehr breit gewählt, damit möglichst viele Kulturinstitutionen mit eigenen Sammlungsobjekten beitragen können. Um aber die Vorteile eines Wissensgraphen für Kulturerbe auch exemplarisch zu zeigen, werden zusätzlich Objekte aus der württembergischen Kunst- und Wunderkammer in Wikidata eingegeben. Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Das Landesmuseum verwahrt allerdings nicht alle Objekte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts sind Teile der Kunstkammer in viele verschiedene Institutionen übergegangen. So sind Teile der Sammlung heute u.a. auf das Staatliche Museum für Naturkunde, das Linden-Museums und der Staatsgalerie Stuttgart verteilt.

Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch, CC BY-SA 4.0

Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten umfasst die Sammlung Objekte, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Münzen und vieles mehr. Im Wissensgraphen lassen sich Informationen, wie Herstellungs- und Verwahrungsorte der Objekte, Sammler*innen sowie Jahresdaten darstellen sowie semantisch und explorativ durchsuchen. Die dazugehörigen Archivalien des Landesarchivs lassen sich ebenso verknüpfen.

Visualisierung der verknüpften Eigenschaften und Entitäten eines Radfächers.

Für die Teilnehmenden besteht hier die Möglichkeit, zu Personen oder Orten rund um die Kunst- und Wunderkammer  zu recherchieren. Im Fokus steht nicht unbedingt die Menge an Bearbeitungen, sondern auch die Tiefe der Erschließung. So kann die genaue Bearbeitung einer Institution genauso gewinnbringend sein wie die Bearbeitung von vielen einzelnen Objekten. 

Ein erster Blick in das Projekt ist auf der Wiki-Projektseite möglich, auf der alle technischen Details zur Daten-Eingabe sowie mögliche Abfragen dokumentiert werden: https://www.wikidata.org/wiki/Wikidata:WikiProject_GLAM-BW .

Und natürlich ist die Bearbeitung nicht auf den Edit-a-thon beschränkt. Wer jetzt schon warm werden möchte, kann sich ein Benutzerkonto anlegen und die ein oder andere Aufgabe übernehmen. Und wer mehr über die Sammlung und ihre Geschichte der Kunstkammer erfahren will, kann in den Open Access Publikationen stöbern.

Wie kann ich mitmachen?

Der Edit-a-thon findet über mehrere Tage verteilt virtuell statt und beinhaltet unterschiedliche Angebote. Ziel ist es, möglichst viele Personen und Interessensgebiete anzusprechen. Deshalb werden im Vorfeld des eigentlichen Edit-a-thons zwei einstündige Onboarding-Sessions am 27.10., 10 Uhr und 30.10., 16 Uhr angeboten. Diese Sessions sind offen für alle Interessierten. Die Teilnehmenden erhalten Informationen zum Projekt und eine erste Orientierung zum Umgang mit offenen Kulturdaten auf der Wikipedia und Wikidata.

Der eigentliche Edit-a-thon findet am 13. und 23.11.2023 statt. Direkt vor dem Edit-a-thon wird es eine Einführung zu den Funktionalitäten auf Wikidata geben und es wird erklärt, wie beim Edit-a-thon Personen, Objekte, Orte, Institutionen und Ähnliches auf Wikidata bearbeitet werden können. Die Arbeitsweise ist den Teilnehmer*innen selbst überlassen und man kann sich gerne zu Gruppen zusammenschließen. Eine Moderatorin oder ein Moderator steht zu vorgegebenen Zeiten zur Verfügung und hilft bei Fragen und Problemen weiter. Eine Liste an möglichen Aufgaben unterstützt die Arbeit beim Edit-a-thon und macht die Vielfalt an Themengebieten sichtbar. Es gibt für jede*n das richtige Thema.

Offen für Alle

Wikidata klingt technisch, aber für den Edit-a-thon sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig. Die Onboarding-Sessions sollen dabei helfen, allen Interessierten die Wikidata-Umgebung sowie das Projekt näher zu bringen und Fragen zu beantworten. 

Die Workshops sollen erste Schritte im Editieren vermittelt werden, damit möglichst viele Teilnehmende über ein ähnliches Niveau an Vorkenntnissen verfügen. Gemeinsam möchten wir Wikidata-Einträge zur Kunstkammer der württembergischen Herzöge editieren und auch Archivalien und Sammlungsobjekte anlegen und verknüpfen. Es ist auch möglich, nach Absprache, ein eigenes Objekt, Dokument oder Archivalien mitzubringen.

Wir freuen uns auf Eure Teilnahme!

Alle Termine im Überblick:

Onboarding

27.10.23 10:00 – 11:00 Uhr, Teilnahmelink: https://us06web.zoom.us/j/83701832076

30.10.23, 16:00-17:00 Uhr: Teilnahmelink: https://us06web.zoom.us/j/81277512943

Edit-a-thon

13.11.23,  09:00-10:00 Uhr: Workshop für Anfänger*innen, 10:00-13:00 Uhr Edit-a-thon

23.11.23, 13:00-16:00 Uhr

Anmeldelink zum Edit-a-thon: https://eveeno.com/glam-goes-open-data-editathon

Kontakt: Nicole High-Steskal nhs@digitalberatung.at

Autorinnen: Anna Gnyp, Nicole High-Steskal, Vivien Schiefer

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